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KUNSTSTOFFKONJUNKTUR EUROPA: 6. PIE Readers' Survey Die europäische Kunststoffindustrie kämpft nach wie vor mit den Folgen der Corona-Krise

KUNSTSTOFFKONJUNKTUR EUROPA
6. PIE Readers' Survey: Die europäische Kunststoffindustrie kämpft nach wie vor mit den Folgen der Corona-Krise / Personalaufbau, aber nicht mehr Investitionen / Materialkosten und Rohstoffversorgung bereiten Kopfschmerzen
Die Stimmung in der europäischen Kunststoffindustrie ist grundsätzlich positiv, auch wenn die weltweite Krise in der Rohstoffversorgung und die Lieferkettenproblematik die Geschäftsentwicklung in ganz Europa beeinträchtigen. So lässt sich das Ergebnis der 6. Konjunkturumfrage zusammenfassen, die die englischsprachige KI-Schwesterpublikation Plastics Information Europe (PIE) (www.pieweb.plasteurope.com) jetzt veröffentlicht hat. An der Umfrage nahmen mehr als 300 Unternehmen aus 51 Ländern teil.



Die vielleicht beste Nachricht aus der Umfrage: 94 Prozent der Befragten gaben an, in der zweiten Hälfte des Jahres 2021 entweder neue Mitarbeiter einstellen oder zumindest ihren Personalbestand auf dem Niveau der ersten Jahreshälfte halten zu wollen. Die Corona-Krise recht gut überstanden zu haben, glauben zwei Drittel der Teilnehmer, wobei fast die Hälfte wieder das Umsatzniveau von vor der Pandemie erreicht hat. Entwarnung gibt es freilich noch lange nicht: 40 Prozent der Befragten gehen davon aus, dass sich die Situation insgesamt frühestens im Laufe des kommenden Jahres erholen werde. Manche wagen sich gar nicht an eine solche Prognose, und jedes dritte der befragten Unternehmen in Europa befürchtet gar, dass es wieder zu einer Verschlechterung der Lage kommen könne.
Sorgen um Materialkosten und Verfügbarkeit
Immerhin die Hälfte der Befragten geht davon aus, dass sich die angespannte Versorgungslage auf den globalen Kunststoffmärkten gegen Ende des Jahres normalisieren wird. Mehr als die Hälfte der Umfrageteilnehmer gab an, dass die Diversifizierung der Lieferkette, etwa durch die Hinzunahme weiterer Lieferanten, die Stabilität bei der Versorgung mit Rohstoffen und Materialien erhöhen könne. Für die zweite Jahreshälfte 2021 jedoch bleiben die Materialkosten und die Verfügbarkeit von Rohstoffen die größten Sorgenkinder für die Unternehmen der europäischen Kunststoffindustrie.

Die Manager im deutschsprachigen Raum sowie in den Benelux-Staaten waren darüber von allen Befragten am meisten besorgt: Knapp jeder dritte Teilnehmer befürchtet, der Tiefpunkt werde erst im kommenden Jahr oder zu einem sogar noch späteren Zeitpunkt erreicht. Insbesondere unter Maschinenbauern ist diese Ansicht mit 45 Prozent weit verbreitet.

Kommen wir zu Erfreulicherem: Die überwiegende Mehrheit der Manager in der europäischen Kunststoffindustrie gab im Rahmen der „6. PIE Readers’ Survey“ an, dass die Geschäftsentwicklung in der ersten Jahreshälfte 2021 mindestens gleich gut oder sogar besser gewesen sei als im letzten Halbjahr 2020. Nur etwa jeder achte Befragte klagte darüber, dass sein Geschäft in den ersten sechs Monaten des Jahres 2021 schlechter gelaufen sei als zuvor.
Erfreuliche Geschäftsentwicklungen in Italien und Benelux
Besonders optimistisch zeigen sich die Italiener: Betrachtet man die Entwicklung nach Regionen, so gaben neun von zehn der teilnehmenden Unternehmen aus Italien an, dass sich ihre Geschäftsentwicklung verbessert habe. Auch aus den Benelux-Ländern sind drei Viertel der Unternehmen mit dem Geschäftsverlauf zufrieden und berichten von einem Wachstum. Nur jedes 15. Unternehmen sah sich gezwungen, einen Umsatzrückgang zu melden. Besonders scheinen die Geschäfte bei den europäischen Kunststoffhändlern sowie bei den Recyclern und den Maschinenbauern zu brummen: Aus diesen Segmenten gaben mehr als 80 Prozent der Befragten an, dass sich ihre Geschäftslage deutlich verbessert habe.

Was die Ausfuhr von Waren innerhalb der EU angeht, scheint die Lage recht entspannt zu sein. Gerade Exporte innerhalb der EU sowie in die Schweiz und Norwegen bereiten den kunststoffverarbeitenden Unternehmen in Europa offenbar, sieht man einmal von den allgegenwärtigen Schwierigkeiten auf dem Logistikmarkt ab, wenig Probleme. Allein in den Ländern Südosteuropas scheint es zu haken: Jedes fünfte Unternehmen meldete hier Rückgänge beim Exportgeschäft. Wenig verwunderlich: Auch Exporteure nach Großbritannien sowie Unternehmen aus Großbritannien beklagen sich über Einbußen – fast jedes vierte Unternehmen ist davon betroffen.
Boom im Bausektor und bei technischen Teilen
Fast die Hälfte aller befragten Unternehmen, die den Bausektor bedienen, sowie Hersteller von technischen Teilen rechnet für die zweite Jahreshälfte 2021 mit einer Verbesserung ihrer Geschäfte, und nur etwa jeder Zehnte sagt eine Verschlechterung voraus. Am optimistischsten sind die Spanier und Portugiesen: Hier gaben 60 Prozent der Umfrageteilnehmer an, dass die Geschäfte sich im weiteren Jahresverlauf verbessern würden. Eher skeptisch bis verhalten rosig beurteilen die Teilnehmer aus dem deutschsprachigen Raum die Aussichten: Nur etwa 30 Prozent erwarten, dass der Boom auf dem Bau oder bei den technischen Teilen sich so fortsetzen oder sogar noch verstärken werde. Allerdings kommen diese „Klagen“ auf hohem Niveau – schließlich waren es die deutschsprachigen Unternehmen, die mehrheitlich von besseren Geschäften im ersten Halbjahr berichten konnten.



Die europäischen Maschinenbauer aus dem Kunststoffbereich geben einen gemischten Ausblick: 60 Prozent erwarten Verbesserungen in der zweiten Jahreshälfte, aber 20 Prozent glauben, ihr Geschäft werde in den nächsten sechs Monaten zurückgehen. Rund die Hälfte der teilnehmenden Kunststoffproduzenten, Markenartikler und Recycler prognostizieren ein besseres zweites Halbjahr. Diese positive Sicht auf die Zukunft wurde von noch nicht einmal jedem dritten Handelsunternehmen für Kunststoffe geteilt. Jeder fünfte Teilnehmer aus diesem Bereich erwartet sogar eine Verschlechterung des Geschäfts in den letzten sechs Monaten des Jahres.
Die Erfahrung mit der Krise begrenzt die Bereitschaft zu Investitionen
Die Mehrheit der befragten Unternehmen (knapp 62 Prozent) gab an, dass ihre kurz- und mittelfristigen Investitionspläne für Sachanlagen im ersten Halbjahr 2021 unverändert blieben. Nur ein knappes Drittel hat vor, seine Investitionen entgegen den ursprünglichen Planungen zu erhöhen. Interessant in diesem Zusammenhang: Beim „5. PIE Readers’ Survey“ im Januar 2021 hatten noch acht von zehn der befragten Unternehmen angekündigt, dass sie dieselbe Summe oder sogar mehr auszugeben bereit seien. Entschlossener als beim Investitionsverhalten zeigen sich die Unternehmen bei ihrer Personalpolitik. Mehr als ein Drittel der teilnehmenden Unternehmen hat im ersten Halbjahr 2021 neue Mitarbeiter eingestellt und seine Belegschaft vergrößert.

Angesichts der aktuellen logistischen Probleme überrascht es nicht, dass für alle Befragten – über sämtliche europäischen Regionen und Branchen der Kunststoffindustrie hinweg – die Verfügbarkeit von Rohstoffen (85 Prozent) und die Materialkosten (84 Prozent) die größten Sorgen im ersten Halbjahr 2021 darstellten. Mit 95 Prozent fast durch die Bank beklagen die europäischen Kunststoffproduzenten, Compoundeure und Distributoren die mangelnde Verfügbarkeit von Rohstoffen im ersten Halbjahr. Besser, aber bei weitem nicht entspannt, war die Situation für Maschinenbauer und Recycler. Bei den Verarbeitern gaben 92 Prozent an, unter den Materialkosten zu leiden, gefolgt vom Zugang zu Rohstoffen mit 82 Prozent.

Im zweiten Halbjahr 2021 dürfte sich an diesem Befund nicht viel ändern: Mit mehr als 80 Prozent und 76 Prozent bleiben die Materialkosten und die Rohstoffverfügbarkeit die Sorgenkindern Nummer eins und zwei für die Unternehmen der europäischen Kunststoffindustrie.
20.08.2021 KI 2583 [248123-0]
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Druckdatum: 26.04.2024
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